SkilanglaufThüringer Talente räumen kräftig ab

Uwe Jentzsch 
Erfolgreiche Medaillenjagd auf dem stürmischen Rennsteig: Die Loipen-Talente aus dem Freistaat haben den Heimvorteil genutzt.

Oberhof - Der einheimische Skilanglauf-Nachwuchs hat bei den dreitägigen deutschen Meisterschaften der Jugend und Junioren in Oberhof mit guten Ergebnissen geglänzt. Die Thüringer gewannen fünf Titel, sechsmal Silber und zweimal Bronze. Erfolgreichster Starter mit zwei Goldmedaillen war Tom Emilio Wagner vom Ausrichterverein SWV Goldlauter-Heidersbach. Nach dem Auftakt mit den Sprints am Freitag folgte der Erfolgs-Samstag mit den Rennen im klassischen Stil. Hier gab es vier Thüringer Titel sowie zweimal Silber und einmal Bronze. Gold eroberten Juniorin Alexandra Otto (Bad Lobenstein/5 km), Seline Stadler (Asbach) vor ihrer Vereinsgefährtin Lena Groß über 5 Kilometer in der J16, Nelly Hartwig (Biberau) über 5 km in der J18 sowie Wagner im 10-km-Rennen der gleichaltrigen männlichen Jugend. Niklas Kern (Masserberg/2.) und Lennart Roever (Goldlauter-Heidersbach/ 3.) komplettierten das Thüringer Podest. Im Freistilrennen am Sonntag über 15 Kilometer war Wagner erneut die Nummer eins. Zweiter wurde Florian Wiedemann (Mengersgereuth-Hämmern). Hartwig kam auf den Silber-Rang vor Luise Gräf (Asbach), auch Stadler holte Silber.

Gut in Form: Nelly Hartwig vom SV Biberau. Foto: /Gerhard König

https://www.insuedthueringen.de/inhalt.skilanglauf-thueringer-talente-raeumen-kraeftig-ab.d0125542-8d02-4080-bbb8-a7ac7b86f799.html

 

 

Gold für Zella-MehlisDer Lauf ihres Lebens zu Olympia-Gold

 
Das wohl überraschendste Olympia-Gold, das je nach Zella-Mehlis ging: Victoria Carl (rechts) freut sich mit Katharina Hennig über den sensationellen Langlauf-Sieg. (Foto:  )
Während in der Heimat Vorbereitungen auf angekündigte Orkanböen getroffen werden, ist ein richtiger Orkan bereits am Morgen durch die Gefühlswelt aller gerauscht, die Victoria Carl beim Lauf ihres Lebens zu Gold zugesehen haben.

Zella-Mehlis - Überwältigt. Sprachlos. Begeistert. Fassungslos. Überrascht. Herzrasen. Gefühlschaos pur. Dass Skilangläuferin Victoria Carl aus Zella-Mehlis für einen sensationellen Erfolg, für Gold im olympischen Teamsprint-Wettbewerb sorgen würde, damit hatte niemand rechnen können. Wie auch? Schließlich sollten Katharina Hennig und Katherine Sauerbrey an den Start gehen. Es kam anders. Aus Hennig – Sauerbrey wurde kurzfristig das Paar Hennig – Carl.

Auch beim SC Motor Zella-Mehlis, Victoria Carls Verein, war die Überraschung groß. Hatte man am Samstag zuvor noch gemeinsam auf Silber hingefiebert, schauten die meisten Vereinsmitglieder am Mittwochmorgen separat. Nicht so der Geschäftsführer des Vereins. „Doch erst mit dem Start haben wir realisiert, das Vici läuft“, sagte Joachim Oehler, der sich den Wettkampf mit Klaus Spies, Präsident Thomas Weiß und Übungsleiter Günter Beutel angesehen hat. „Es war nichts organisiert, da wir ja wussten, dass niemand von uns laufen sollte. Und dann erlebten wir diesen außergewöhnlichen Moment in kleiner Runde, mit lautem Schreien“, ist er noch immer überwältigt.

„Was für ein Krimi!“

Was die kleine Truppe gemeinsam erlebte, spielte sich ähnlich vor vielen Bildschirmen ab. „Wahnsinn! Einfach nur fertig mit der Welt“, war Gabriele Schneider, als ihr der Gewinn dieser unerwarteten Medaille bewusst wurde. „Wer danach ins Ziel gelaufen ist, das haben wir gar nicht mehr mitbekommen“, so die Schatzmeisterin des Vereins. Glück pur empfand Ursula Jäger, als sie das spannende Finale gesehen hatte, bei dem sich die deutschen Langläuferinnen Katharina Hennig und Victoria Carl vor den Damen aus Schweden und Russland durchsetzten. „Was für ein Krimi!“, so die einstige Leiterin des Kindergartens „Kindernest Rodebach“ in Zella-Mehlis. In Patenschaft mit dem SC Motor lernte hier auch die erfolgreiche Sportlerin Victoria Carl die ersten Schritte auf Skiern. Ihre erste Übungsleiterin damals: Renate Dannhauer, Olympia-Teilnehmerin 1960 und 1964.

Die Sensation konnte gar nicht verdaut werden, als auch schon die Telefone heiß klingelten. Dann die spontane Idee, zu einer Gold-Kaffee-Runde in die Geschäftsstelle des Vereins einzuladen. Mit dabei viele derer, die Victoria Carl auf ihrem sportlichen Weg begleitet haben. Günter Beutel, der sie zwei Jahre trainierte, bevor sie zum Sportgymnasium wechselte. Wolfgang Scheler, der Vici – wie sie von allen genannt wird – vom sechsten bis elften Lebensjahr sportlich formte. Und auch Renate Dannhauer. Die heute 84-Jährige hat Victoria Carl als erste Übungsleiterin unter ihre Fittiche genommen. Ungemein groß ist auch ihre Freude über den Erfolg. „Ich habe mir den Wettkampf angeschaut und es ging mir richtig gut dabei“, sagte sie am Nachmittag. Verbunden mit der Hoffnung, dass diese Ergebnisse nicht abreißen mögen. „Victoria hatte aber auch einen richtig guten Ski“, so ihr fachlicher Blick. Dass das Ergebnis ein weiteres gutes Zeichen für den Verein und für die Motivation des Nachwuchses ist, darüber herrschte bei allen Einigkeit.

Thomas Weiß, der sich später zur Gold-Runde dazu gesellte, ist sich sicher: „Wir waren alle nah dran an Vicis Herzschlag, als sie das Ding auf der Zielgeraden zu Gold geschoben hat.“ Mit Bürgermeister Richard Rossel hat er bereits einen Empfang in der Stadt besprochen, der am 1. März stattfinden soll.

„Nichts für schwache Nerven“, bezeichnete Richard Rossel den Lauf zur Goldmedaille. „Mit zwei olympischen Medaillen kommt Vici zurück in ihre Heimatstadt, die unendlich stolz auf sie ist. Dass sie diese unglaubliche Leistung abrufen konnte, war unglaublich. Wir freuen uns mit ihr und mit allen, die sie auf dem weiten Weg bis zu diesen Erfolgen begleitet und unterstützt haben. An erster Stelle ihre Familie und ihre Trainer.“

https://www.insuedthueringen.de/inhalt.victoria-machts-wieder-der-lauf-ihres-lebens-zu-olympia-gold.1e94f1c9-fd76-4fef-99e8-8e80f829b17c.html

 

 

 

 

Olympisches Edelmetall auch dank zweier junger Sportlerinnen aus dem Thüringer Wald: Katherine Sauerbrey aus Steinbach-Hallenberg (links) und Victoria Carl aus Zella-Mehlis (zweite von rechts) bejubeln zusammen mit Katharina Hennig und Sofie Krehl (rechts) ihr völlig unerwartetes Silber mit der Langlauf-Staffel. Foto: Thore/Imago

Freies Wort vom 14.02.2022

 

 

 

Winterspiele 2022Deutsche Biathlon-Staffel der Frauen gewinnt überraschend Bronze

Vom Start bis zum Ende eine starke Teamleistung: Die deutsche Biathlon-Staffel der Frauen hat sich mit der Bronzemedaille belohnt. Schweden marschierte einsam an der Spitze zu Gold.

Deutsche Startläuferin Vanessa Voigt (Foto: Angelika Warmuth/ dpa

Vanessa blieb fehlerfrei und übergab als Führende. Am Ende belegte die Staffel den Bronzerang.

https://www.spiegel.de/sport/olympia/olympia-2022-biathlon-deutsche-frauen-staffel-holt-bronze-a-bf4128a2-1945-436a-8127-0c4e555acec5

 

 

 

 

Rennrodeln: Junioren-WeltcupMit der Kraft von Hund und Kobra

 
 
Doppelt erfolgreich: Moritz Jäger, 18 (links), und Valentin Steudte, 19, gewinnen in diesem Winter nicht nur den Gesamt-Weltcup, sondern außerdem zwei Medaillen bei der Junioren-WM. Foto: privat
Deutschland und Rennrodeln, das ist eine Erfolgskombination. Das haben die Olympischen Winterspiele in Peking bewiesen. Der hiesige Rodel-Nachwuchs steht dem in nichts nach. Das Doppel Moritz Jäger/Valentin Steudte hat diesen Winter den Junioren-Weltcup gewonnen. Bei der Junioren-WM in Winterberg sprang Bronze und Team-Gold heraus. Das Duo im Interview.
Oberhof - Die deutschen Rennrodler dominieren die Konkurrenz bei den Olympischen Winterspielen in Peking scheinbar mühelos. Die nächste Generation sitzt schon in den Startlöchern. Das Doppel Moritz Jäger/Valentin Steudte vom Rennrodelclub Zella-Mehlis/Rodelteam Suhl hat nach Gold und Silber bei den 3. Olympischen Jugend-Winterspielen in der Schweiz vor zwei Jahren diesen Winter den Junioren-Weltcup gewonnen und ist jüngst bei der Junioren-WM in Winterberg zu Bronze und Team-Gold gefahren. Wir haben beide gefragt, was sie so stark macht.
Herr Jäger, Herr Steudte, das war Ihre zweite Junioren-Saison. 2020 wurden Sie Gesamt-Siebter im Weltcup. Das Jahr darauf fiel die Saison aufgrund der Pandemie aus. Jetzt wurden Sie Erster. Ein ziemlich steiler Aufstieg.

Jäger: Sagen wir mal so: Wir haben abgeliefert und die anderen haben uns noch ein bisschen geholfen.

Steudte: Durch Corona sind ein paar Starter ausgefallen und es haben sich auch ein paar verletzt. Zum Beispiel die Letten Sevics-Mikelsevics/Krasts. Die waren zuletzt bei der WM wieder stark dabei, wurden Erster. Sie hatten sich im Training in Innsbruck verletzt, als sie an die Bande gekommen sind. Dabei hat sich der Obermann drei Außenfuß-Zehen gebrochen.

Jäger: Die Letten hatten so drei Rennen verpasst. Es war also nicht so, dass wir überlegen waren. In den ersten Rennen waren wir nicht so stark, wurden dreimal Dritter. Zum Ende haben wir zweimal Oberhof und Bludenz gewonnen. Das war dann gleichzeitig die Norm für die WM.

Sie dürfen noch zwei Jahre Junioren-Weltcup fahren – immer mit der Option für ganz oben berufen zu werden.

Steudte: Ja, aber das hängt immer davon ab, ob oben Plätze frei sind. Durch die älteren Doppel Eggert/Benecken, Wendl/Arlt, Geueke/Gamm und die zwei jüngeren Orlamünder/Gubitz und Ewald/Jannusch ist schon eine große Dichte da. Da wird es echt schwer anzugreifen.

Wie haben Sie sich persönlich als Team im Junioren-Weltcup entwickelt?

Steudte: Das Team war schon immer gut. Im letzten Winter sind wir – obwohl wir keine Wettkämpfe hatten – die Lehrgänge, die als Weltcups gedacht waren, zum Training trotzdem gefahren. Da macht man in der Vormittagseinheit vier Läufe, nachmittags noch mal drei. Das ist viel, viel mehr als im Weltcup, wo man am Tag nur zwei Trainingsläufe macht – maximal sechs Läufe vor dem Rennen. Das hat echt was gebracht.

Gab es in dieser Weltcup-Saison Rennen, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

Steudte: Ich fand es cool, dass wir diese Saison in La Plagne waren. Das kannten wir vorher nicht. Die anderen Bahnen sind ja alltäglich für uns, wie ein zweites Zuhause. Aber Frankreich war für uns eine Premiere. Was dort nicht so schön war: Wir sind einmal gestürzt. Das Eis war ziemlich rau. In der ersten oder zweiten Einheit hat es uns einmal rumgedreht. Seitdem sind wir vorsichtig immer weiter ans Limit gegangen.

Jäger: Es ist ja die Olympiabahn von 1992. Die Bahn ist relativ hoch gelegen, circa 1600 Meter. Oben drüber ist ein Bergdorf im Skigebiet. Wir haben quasi auf dem Berg gewohnt.

Herr Jäger, Sie stöhnen gerade. Alles okay mit dem Rücken?

Jäger: Alles gut. Ich will mich nicht beschweren. Ich glaube, es hat einige schon schlimmer getroffen als mich. Es ist immer mal was verspannt.

Steudte: Manchmal fühlt er sich ein bisschen älter als er ist. Ich fühle mich topfit (lacht).

Was sind typische Blessuren, die Rennrodler über die Jahre bekommen?

Jäger: Die Belastung liegt größtenteils auf dem Rücken und dem Nacken.

Steudte: In Sigulda – das ist eine druckvolle Bahn – spürt man die Kräfte in den Seitensträngen. Das ist der Kopf über den Sommer nicht gewöhnt. Daran muss er sich erst wieder anpassen. Das tut dann auch schon weh im Kopf. Zu Beginn der Saison hat man erst mal Kopfschmerzen, aber das legt sich dann auch sofort wieder, wenn der Körper sich angepasst hat.

Bei der WM in Winterberg hatten Sie mit Problemen beim Start zu kämpfen. Wie kam’s?

Steudte: Erst mal muss man sagen: Unsere Gegner sind zwei Jahre älter. Das merkt man auch körperlich. Die Letten waren uns körperlich überlegen, sind beide gefühlt zwei Meter groß. Die haben viel größere Hebel am Start. Das Problem in Winterberg ist: Wir starteten nicht von oben wie üblich, sondern in der Sohle. Das ist erst mal ewig lang gerade. Wir machen da 14 Pinguine. Normal von oben sind drei bis vier. 14 Pinguine, das ist so viel Weg; wenn du da jedes Mal fünf Zentimeter mehr greifen kannst als deine Konkurrenten, dann schlägt sich das einfach in der Startzeit nieder. Die Letten waren sich dessen auch bewusst. Einer kam am Ende zu uns und meinte: „Wenn wir von oben gefahren wären, wärt ihr garantiert vor uns gewesen.“ Unsere Startzeiten haben sich dieses Jahr aber schon gesteigert. Am Anfang der Saison war es manchmal ein Kampf. Ich war sehr ungedehnt. Das haben wir viel, viel besser gemacht. Ich dehne mich jeden Tag. 20 Minuten ungefähr, meistens abends. Das merkt man dann doch schon, auch beim Pinguin. Ich kann jetzt weiter nach vorne, mich auf Moritz mehr drauf lehnen und so beim Pinguin mehr Weg rausholen.

Welche Dehnungsübungen haben geholfen?

Steudte: Wir haben die letzten paar Jahre im Sommer immer Yoga gemacht. Ich suche mir dann Übungen für die Körperstellen aus, wo ich eine muskuläre Disbalance habe.

Was ist die beste Yogaübung für Rennrodler?

Steudte: Da muss jeder selber gucken, wo er seine muskulären Disbalancen hat. Bei mir ist es der untere Rücken. Ich mache zum Beispiel den Hund und als Gegenübung die Kobra. Außerdem setze ich mich mit gestreckten Beinen auf den Boden und versuche, mit den Händen die Füße zu umgreifen.

Jäger: Beweglichkeit in Rücken und Hüfte sind wichtig. Ich mache aber kein Yoga ...

Steudte: Moritz ist von Haus aus beweglich.

Im Doppel reichte es für Sie für WM-Bronze. Mit dem Team wurde es am gleichen Tag noch golden.

Jäger: Da hat es gut funktioniert.

Steudte: Das war auch der schönste Lauf. Jessica Degenhardt hat auf die Russen zwei Zehntel rausgefahren. Nach Florian Müllers Lauf lagen wir dann ein Zehntel dahinter.

Jäger: Wir standen am Start und haben mitbekommen, dass wir hinten dran sind.

Steudte: Wir sind einfach losgefahren. Unten raus hat es mit zwei Zehnteln super gereicht. Ich persönlich sage mir immer vor jedem Lauf: „Du willst jetzt alles schön machen!“ Die Zeit kommt von ganz alleine, wenn es schön ist.

Nach der WM sind sie bei einem B-Kader-Lehrgang mitgefahren. Wie geht es nun für Sie in den nächsten Wochen weiter?

Steudte: Jetzt ist erst mal Schluss. Bei mir steht dann irgendwann auch das Abi vor der Tür.

Jäger: Wir werden aber schon noch Läufe machen.

Steudte: Wir nennen es immer schön: Ausrodeln.

Wenn Valentin dann mit dem Abitur beschäftigt ist, was machen Sie dann? Alleine rodeln?

Jäger: Das eher weniger. Athletiktraining kann ich auch alleine machen.

Herr Steudte, haben Sie Angst, dass Ihr Obermann fremdgeht?

Steudte: Das geht eigentlich gar nicht. Dafür sind wir schon zu lange zusammen auf dem Schlitten. Vier, fünf Jahre sind es schon.

Jäger: Man kann auch nicht jemand anderem sagen: „Du legst dich jetzt einfach drunter! Du musst ja eh nur mitfahren.“ Das ist nicht so. Man ist schon aufeinander abgestimmt.

Steudte: Wir sind über die Jahre wirklich zusammengewachsen. Mittlerweile sind wir auch das zweite Jahr auf dem Zimmer. Das funktioniert alles gut. Wir ergänzen uns echt gut. Mit Moritz kann man kaum streiten.

https://www.insuedthueringen.de/inhalt.rennrodeln-junioren-weltcup-mit-der-kraft-von-hund-und-kobra.58b2b0d5-d50c-4f7f-b362-19dac8a33976.html