Jäger: Die Letten hatten so drei Rennen verpasst. Es war also nicht so, dass wir überlegen waren. In den ersten Rennen waren wir nicht so stark, wurden dreimal Dritter. Zum Ende haben wir zweimal Oberhof und Bludenz gewonnen. Das war dann gleichzeitig die Norm für die WM.
Sie dürfen noch zwei Jahre Junioren-Weltcup fahren – immer mit der Option für ganz oben berufen zu werden.
Steudte: Ja, aber das hängt immer davon ab, ob oben Plätze frei sind. Durch die älteren Doppel Eggert/Benecken, Wendl/Arlt, Geueke/Gamm und die zwei jüngeren Orlamünder/Gubitz und Ewald/Jannusch ist schon eine große Dichte da. Da wird es echt schwer anzugreifen.
Wie haben Sie sich persönlich als Team im Junioren-Weltcup entwickelt?
Steudte: Das Team war schon immer gut. Im letzten Winter sind wir – obwohl wir keine Wettkämpfe hatten – die Lehrgänge, die als Weltcups gedacht waren, zum Training trotzdem gefahren. Da macht man in der Vormittagseinheit vier Läufe, nachmittags noch mal drei. Das ist viel, viel mehr als im Weltcup, wo man am Tag nur zwei Trainingsläufe macht – maximal sechs Läufe vor dem Rennen. Das hat echt was gebracht.
Gab es in dieser Weltcup-Saison Rennen, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?
Steudte: Ich fand es cool, dass wir diese Saison in La Plagne waren. Das kannten wir vorher nicht. Die anderen Bahnen sind ja alltäglich für uns, wie ein zweites Zuhause. Aber Frankreich war für uns eine Premiere. Was dort nicht so schön war: Wir sind einmal gestürzt. Das Eis war ziemlich rau. In der ersten oder zweiten Einheit hat es uns einmal rumgedreht. Seitdem sind wir vorsichtig immer weiter ans Limit gegangen.
Jäger: Es ist ja die Olympiabahn von 1992. Die Bahn ist relativ hoch gelegen, circa 1600 Meter. Oben drüber ist ein Bergdorf im Skigebiet. Wir haben quasi auf dem Berg gewohnt.
Herr Jäger, Sie stöhnen gerade. Alles okay mit dem Rücken?
Jäger: Alles gut. Ich will mich nicht beschweren. Ich glaube, es hat einige schon schlimmer getroffen als mich. Es ist immer mal was verspannt.
Steudte: Manchmal fühlt er sich ein bisschen älter als er ist. Ich fühle mich topfit (lacht).
Was sind typische Blessuren, die Rennrodler über die Jahre bekommen?
Jäger: Die Belastung liegt größtenteils auf dem Rücken und dem Nacken.
Steudte: In Sigulda – das ist eine druckvolle Bahn – spürt man die Kräfte in den Seitensträngen. Das ist der Kopf über den Sommer nicht gewöhnt. Daran muss er sich erst wieder anpassen. Das tut dann auch schon weh im Kopf. Zu Beginn der Saison hat man erst mal Kopfschmerzen, aber das legt sich dann auch sofort wieder, wenn der Körper sich angepasst hat.
Bei der WM in Winterberg hatten Sie mit Problemen beim Start zu kämpfen. Wie kam’s?
Steudte: Erst mal muss man sagen: Unsere Gegner sind zwei Jahre älter. Das merkt man auch körperlich. Die Letten waren uns körperlich überlegen, sind beide gefühlt zwei Meter groß. Die haben viel größere Hebel am Start. Das Problem in Winterberg ist: Wir starteten nicht von oben wie üblich, sondern in der Sohle. Das ist erst mal ewig lang gerade. Wir machen da 14 Pinguine. Normal von oben sind drei bis vier. 14 Pinguine, das ist so viel Weg; wenn du da jedes Mal fünf Zentimeter mehr greifen kannst als deine Konkurrenten, dann schlägt sich das einfach in der Startzeit nieder. Die Letten waren sich dessen auch bewusst. Einer kam am Ende zu uns und meinte: „Wenn wir von oben gefahren wären, wärt ihr garantiert vor uns gewesen.“ Unsere Startzeiten haben sich dieses Jahr aber schon gesteigert. Am Anfang der Saison war es manchmal ein Kampf. Ich war sehr ungedehnt. Das haben wir viel, viel besser gemacht. Ich dehne mich jeden Tag. 20 Minuten ungefähr, meistens abends. Das merkt man dann doch schon, auch beim Pinguin. Ich kann jetzt weiter nach vorne, mich auf Moritz mehr drauf lehnen und so beim Pinguin mehr Weg rausholen.
Welche Dehnungsübungen haben geholfen?
Steudte: Wir haben die letzten paar Jahre im Sommer immer Yoga gemacht. Ich suche mir dann Übungen für die Körperstellen aus, wo ich eine muskuläre Disbalance habe.
Was ist die beste Yogaübung für Rennrodler?
Steudte: Da muss jeder selber gucken, wo er seine muskulären Disbalancen hat. Bei mir ist es der untere Rücken. Ich mache zum Beispiel den Hund und als Gegenübung die Kobra. Außerdem setze ich mich mit gestreckten Beinen auf den Boden und versuche, mit den Händen die Füße zu umgreifen.
Jäger: Beweglichkeit in Rücken und Hüfte sind wichtig. Ich mache aber kein Yoga ...
Steudte: Moritz ist von Haus aus beweglich.
Im Doppel reichte es für Sie für WM-Bronze. Mit dem Team wurde es am gleichen Tag noch golden.
Jäger: Da hat es gut funktioniert.
Steudte: Das war auch der schönste Lauf. Jessica Degenhardt hat auf die Russen zwei Zehntel rausgefahren. Nach Florian Müllers Lauf lagen wir dann ein Zehntel dahinter.
Jäger: Wir standen am Start und haben mitbekommen, dass wir hinten dran sind.
Steudte: Wir sind einfach losgefahren. Unten raus hat es mit zwei Zehnteln super gereicht. Ich persönlich sage mir immer vor jedem Lauf: „Du willst jetzt alles schön machen!“ Die Zeit kommt von ganz alleine, wenn es schön ist.
Nach der WM sind sie bei einem B-Kader-Lehrgang mitgefahren. Wie geht es nun für Sie in den nächsten Wochen weiter?
Steudte: Jetzt ist erst mal Schluss. Bei mir steht dann irgendwann auch das Abi vor der Tür.
Jäger: Wir werden aber schon noch Läufe machen.
Steudte: Wir nennen es immer schön: Ausrodeln.
Wenn Valentin dann mit dem Abitur beschäftigt ist, was machen Sie dann? Alleine rodeln?
Jäger: Das eher weniger. Athletiktraining kann ich auch alleine machen.
Herr Steudte, haben Sie Angst, dass Ihr Obermann fremdgeht?
Steudte: Das geht eigentlich gar nicht. Dafür sind wir schon zu lange zusammen auf dem Schlitten. Vier, fünf Jahre sind es schon.
Jäger: Man kann auch nicht jemand anderem sagen: „Du legst dich jetzt einfach drunter! Du musst ja eh nur mitfahren.“ Das ist nicht so. Man ist schon aufeinander abgestimmt.
Steudte: Wir sind über die Jahre wirklich zusammengewachsen. Mittlerweile sind wir auch das zweite Jahr auf dem Zimmer. Das funktioniert alles gut. Wir ergänzen uns echt gut. Mit Moritz kann man kaum streiten.
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