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Die Sieger sächseln Es ist wie ein PISA-Test im Sport: Wer sind die besten Schulen Deutschlands? Seit dem Winterfinale des größten Schulsportwettbewerbs der Welt, Jugend trainiert für Olympia, im Allgäu weiß man: Thüringen ist vorne mit dabei. Udo Recknagel muss den sprichwörtlichen Hut ziehen. Vor seinen Schützlingen, aber vor allem vor den Sachsen aus Oberwiesenthal. Bei den Jungs vorne, bei den Mädchen vorne. Mehr war beim Bundesfinale von Jugend trainiert für Olympia im Langlauf nicht zu holen. „Im Jahrgang 2004 hat Oberwiesenthal eine relativ starke Truppe stehen, haben immer drei Läufer unter ersten Sechs bei den Jungs im Schülercup. Da haben wir nur Tom Emilio Wagner. Und auch im Jahrgang 2005 haben sie zwei gute Leute“, sagt der Thüringer Langlauf-Landestrainer. Dass die Oberwiesenthaler deutlich stärker sein werden, habe sich bereits früh, beim Einzelwettbewerb, angedeutet. Sechs Sekunden fehlen Aber der Thüringer Langlauf-Landestrainer wäre nicht der Chef im Freistaat, wenn er nicht auch äußerst stolz auf seine Truppe vom Oberhofer Sportgymnasium wäre, mit der er auch in Nesselwang im Allgäu fast routinemäßig um den Sieg mitgefahren ist. Während den Jungs in der Wettkampfklasse (WK) III der Klassenstufen sieben und acht beinahe eine Minute auf die Eliteschule des Wintersports in Sachsen fehlen, verpassen Emily Herrnkind, Nelly Hartwig, Luise Gräf, Elena Weyh, Helena Herrmann, Michelle Liebaug und Emilia Hörold die Wiederholung des souveränen Siegs von 2018 in diesem Jahr um Haaresbreite. Sechs Sekunden hätten die Mädchen in der Staffel herauslaufen müssen, um Oberwiesenthal noch abzufangen. Oberhof will es deshalb noch einmal wissen, versucht sich immer wieder mit Antritten von den Sächsinnen abzusetzen. Das gelingt. Die Thüringerinnen holen im Staffelrennen die absolute Bestzeit. Doch die reicht nicht, weil sich in den Techniksprint-Einzelrennen zuvor zu viele Fehler eingeschlichen hatten – oder wie es Udo Recknagel analysiert: Beim Techniksprint, einem Hindernisparcours, waren einige „zu mutig, zu risikofreudig“. Ein paar der Läuferinnen stürzten. Helena Herrmann fällt sogar so schwer auf einen ihrer Daumen, dass der am nächsten Tag blau ist. „Aber er war nur verstaucht, nicht kaputt“, kann Recknagel beruhigen. Ein Arzt darf selbstverständlich auch bei Deutschlands Klein-Olympia nicht fehlen. Und auch für den männlichen Nachwuchs kann Udo Recknagel ein Stück weit beruhigen: Vor einem Jahr reichte es für Platz drei, diesmal für Rang zwei. „Wir haben also eine steigende Tendenz bei unseren Jungs.“ Und auch Oberwiesenthal sei zu schlagen. „Unsere Jungs haben körperlich noch etwas Zeit. Oberwiesenthal ist uns da noch überlegen.“ Das gilt auch für die zweite Wettkampfklasse, die WK IV. Auch im Feld der Fünft- und Sechstklässler führt die Eliteschule des Wintersports aus Sachsen das Feld aus 26 Schulen an. Das Sportgymnasium Oberhof fehlt in der Liste. Eine ganz bewusste Entscheidung. Denn so haben auch Schulen, die auf dem Papier nie mit den Spezialschulen mithalten könnten, eine Chance, sich über den Landesentscheid für das Bundesfinale zu qualifizieren. Zaubern in der Garage So wie das Heinrich-Ehrhardt-Gymnasium Zella-Mehlis, das zum dritten Mal in Folge beim Langlauf-Finale des größten Schulsportwettbewerbs der Welt antreten durfte. Immer wieder ist die Mini-Olympiade für nicht-spezialisierte Schulen eine Herausforderung. Wo bei den Sportgymnasien der betreuende Lehrer auch das Handwerk des Skiwachsens beherrscht, geht es in den „normalen“ Schulen kaum ohne Fachkräfte-Unterstützung aus den Vereinen. Zella-Mehlis’ Sportlehrer Heiko Forbrich hat ebendarum für die dritte Teilnahme noch einen Wachs-Experten mehr mit ins Auto gepackt – seinen eigenen Sohn Tom Forbrich. Früher selbst als Kombinierer am Sportgymnasium ging Forbrich junior „Superwachser“ Olaf Schmidt zur Hand. Was gar nicht so einfach war. Denn wenn den Bayern etwas am Herzen liegt, dann ihre Natur. „Offiziell war Wachsen deshalb nur im großen Gebäude am Wertstoffhof erlaubt“, erzählt Heiko Forbrich und schmunzelt. Denn: Lange dauerte es nicht und die ersten Wachsexperten (die Hessen!) hatten ihren Wachsbock in Streckennähe aufgebaut. Der Rest der Teams folgte auf dem Fuß. „Eigentlich alles illegal“, sagt Forbrich senior, „aber wer vorne mitlaufen will, muss kurz vorher wachsen.“ Bis kurz vorm Start wird am perfekten Ski gewerkelt. Zella-Mehlis erreicht das selbst gesteckte Ziel, eine Top-Ten-Platzierung. Loris Theilig, Carolin Fehringer, Julius Jahns, Saskia Sickel, Phil Recknagel und Paula Hommel werden im bundesweiten Vergleich Gesamt-Neunte und damit neben Ruhla die einzige Thüringer Schule unter den besten Zehn. Hallo, Herr Hannawald Blieben zum Schluss noch die Skispringer, die das Thüringer Ergebnis im Allgäu versilberten. Team Beerberg landete auf Platz zwei, Team Inselsberg auf fünf. Bester Thüringer Springer auf dem 20-Meter-Bakken in Bad Faulenbach: Thor-Arne Koch vom SCM Zella-Mehlis. Wie schon im Vorjahr – bei seiner Bundesfinal-Premiere – fliegt der Zehnjährige im Einzelspringen auf Rang vier. Und doch flog hier wohl auch ein bisschen Wehmut mit, denn für Koch hieß es zum letzten Mal Jugend trainiert für Olympia. Zumindest im Skispringen. „Ich könnte noch mal beim Langlauf mitmachen“, weiß der Kombinierer. Aber anders als beim Skispringen sind die Langläufer nicht automatisch qualifiziert. Thor-Arne Kochs Schule, das Gymnasium in Suhl, müsste sich mit Zella-Mehlis, Ruhla und Co. um die beiden ersten Plätze streiten. Aber Koch ist guter Dinge: „Es sind jetzt sechs Langläufer in meiner Klasse; und ich und nächstes Schuljahr kommen noch ein paar Langläufer dazu.“ kt/jgh
Volles Risiko: Mehr als 800 Wintersport-Talente aus ganz Deutschland kämpfen beim Bundesfinale von Jugend trainiert für Olympia in Nesselwang für ihre Schule. Mittendrin, die Langlauf-Mädchen vom Sportgymnasium Oberhof umHelena Herrmann vom Ski- und Wanderverein Goldlauter-Heidersbach. Fotos (3): sampics Freies Wort vom 02.03.2019
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