Nur vier Starter, zwei Frauen und  zwei Männer, durfte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) zu den Premieren-Spielen schicken. Bemerkenswert, dass gleich drei der besten deutschen Nachwuchs-Langläufer aus dem Freistaat kommen. Das deutsche Quartett komplettiert in Seefeld die Oberwiesenthalerin Julia Belger. „Dass wir zu dritt hier sind, ist schon eine tolle Sache, und dann qualifizieren  sich mit Christian und mir auch noch zwei vom selben Verein“, sagte der 16-jährige Marius Cebulla vom SWV Goldlauter-Heidersbach. Einen besonderen Dank richtete Cebulla an die Ärzte und Therapeuten im deutschen Team: „Wir mussten uns zu Beginn der Spiele mit einer Erkältung rumschlagen. Ohne die tolle Arbeit der Betreuer hätten wir wohl nicht starten können.“ Doch Cebulla konnte starten –und wie! Nach seinem zwölften Platz im 10-Kilometer-Rennen demonstrierte der sympathische Suhler im 1-Kilometer-Sprintrennen seine ganze Klasse. Mit Bestzeit im Viertel- und Halbfinale qualifizierte er sich souverän für den Endlauf. Und der hatte es in sich. In 1:44,8 Minuten und nur 0,7 Sekunden Rückstand auf den zwei Jahre älteren Sieger Andreas Molden (Norwegen) sprintete Cebulla eindrucksvoll zu  Silber und verwies er sogar den russischen 10-Kilometer-Sieger Alexander Selyaninov, wohlgemerkt mit einem Gardemaß von 1,93 Meter und 87 Kilogramm auffälligster Athlet im Feld, auf Platz drei.

Doch auch Cebullas Teamkollegen, Christian Stiebritz und die Zella-Mehliserin Victoria Carl, überzeugten in Seefeld. Nach jeweils Platz sechs über die 10-Kilometer scheiterten beide im Sprint erst unglücklich im Semifinale. „Natürlich will man hier eine Medaille. Aber wenn man alles gegeben hat, und es dann nicht reicht, ist das auch okay“, sagte der 17-jährige Stiebritz und ergänzte: „Es ist toll, an diesen Spielen teilnehmen zu dürfen. Der ganze Aufwand, der hier für die Jugend betrieben wird, ist einfach fantastisch.“ In einem Langlauf-Wettbewerb vor über 2000 Zuschauern zu starten, ist auch für das Trio auf sechs Skiern nicht alltäglich. „So etwas hat man nicht überall. Zum Glück habe ich einen solchen Tunnelblick, wenn ich in die Rennen gehe, dass mich die Kulisse nicht sonderlich ablenkt. Im Gegenteil, ich muss froh sein, dass ich zumindest die Zeiten mit bekomme, die mir die  Trainer zurufen“, sagte die 16-jährige Victoria Carl mit einem kleinen Grinsen.

Doch es gibt eine Frage, die das Grinsen bei den jungen Loipen-Assen schlagartig verschwinden lässt. Noch während der Tour de Ski hatte DSV-Generalsekretär Thomas Pfüller angekündigt, mehr junge Langläufer für den Biathlon begeistern zu wollen. Ein Vorschlag, der beim Südthüringer Trio auf wenig Gegenliebe stößt. „Der deutsche Langlauf kämpft darum, wieder mehr Anerkennung zu finden. Uns sollten nicht die Athleten weggenommen werden, die im Weltcup und der Tour de Ski vornweglaufen“, sagte Victoria Carl. Und auch Silbermedaillengewinner Marius Cebulla hat dazu eine klare Meinung: „Ich finde es eine Frechheit, dass die besten Nachwuchslangläufer zum Biathlon wechseln sollen. In Norwegen ist Langlauf die absolute Nummer eins, noch weit vor dem Biathlon. Wenn wieder mehr Deutsche in die Spitze dringen, ist die Begeisterung auch in Deutschland eine andere.“ Das wird Langlauf-Bundestrainer Jochen Behle gerne hören. Vielleicht darf er sich schon bei den Olympischen Winterspielen 2014 auf ein schnelles Trio freuen – made in Thüringen.“      (Freies Wort vom 21.1.2012)