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Für Toni Gräfe, den 17-jährigen Schüler der 11. Klasse am Oberhofer Sportgymnasium, waren die Wochen vor dem Jahreswechsel so aufregend wie wohl kaum zuvor in seinem Sportlerleben. Denn Schule, Training und der Qualifikationsstress für die zwei (jugend-)olympischen Startplätze bei den Einzelrennen auf der Bahn in Innsbruck-Igls waren schon gewaltig für den 1,84 m großen und 90 kg schweren Athleten. Der nunmehr bei Reinhard Witter trainierende Unterpörlitzer startet in diesem Winter erstmals im Junioren-Weltcup. Auch dafür musste er sich erst qualifizieren und belegte bei den Selektionsrennen in Altenberg, Oberhof und Königssee die Plätze sechs, vier und drei. Beim Junioren-Weltcup in Igls kam er auf Rang fünf ein, wurde damit zweitbester Deutscher. "Als ich dann von meiner Nominierung für die Jugend-Spiele erfuhr, war ich schon total happy. Gerechnet hatte ich eigentlich nur insgeheim mit einem Start dort, denn schließlich waren die Mitbewerber stark und ich keineswegs ein Favorit. Umso größer ist die Freude über das Weihnachtsgeschenk." Sogar Rhetorik-Kurse Und so kam Toni Gräfe auch zu seiner erstmaligen Olympia-Einkleidung. "Es dauerte fast sieben Stunden, aber es war ein tolles Erlebnis", berichtet er. "Im Laufschritt ging es von Kleiderkammer zu Kleiderkammer. Dazu kamen noch Fotoshootings, und besonders interessant empfand ich auch die Kennlern-Seminare und die Rhetorik-Kurse." Der Unterpörlitzer ist in der Rennrodelsparte ein Spätstarter. Erst 2008 gelangte er ans Oberhofer Gymnasium. "Es war schon einiges Glück dabei. Mir hatte es zunächst das Schwimmen angetan. In dieser Sportart hatte ich auch den Sprung ans Sportgymnasium in Erfurt geschafft." Ein Pfeiffersches Drüsenfieber beendete leider die Erfurter Zeit. Doch der Sport blieb ein Thema. "Ich versuchte es, etwas lustig gesagt, als ,Straßenrodler', erzählt Toni Gräfe. "Das war so um 2006." Trainerin Kerstin Merten beim RC Ilmenau nutzte ihre Kontakte zu Landestrainer Uwe Lehmann, sodass Toni Gräfe bei der Landesauswahl mittrainieren durfte. Bei der Deutschen B-Jugend-Meisterschaft von 2007/08 holte er dann Medaillen in Einzel und Doppel. Nach weiteren Tests ging's nach Oberhof zum Gymnasium. Schnellkraft trainieren Die Nominierung für Innsbruck hat auch seinen Wettkampfkalender etwas verändert. Geplant war eigentlich ein Start bei der Deutschen Meisterschaft der Elite morgen und am Freitag in Altenberg. "Ich wollte eigentlich mal bei den Großen unserer Branche, David Möller, Andy Langenhan und Jan Eichhorn, etwas hinein schnuppern. Doch mit der Qualifikation für Innsbruck hat sich das geändert. Ich bin mit meinen Startzeiten nicht zufrieden und werde deshalb zusätzlich Schnellkraft trainieren. Igls ist schließlich eine sogenannte Starterbahn." In der zweiten Januarwoche geht es dann mit dem riesigen, zweirädrigen Olympiakoffer, proppenvoll mit rund 30 Ausstattungsstücken, gen Innsbruck. Und das sportliche Ziel dort? Toni Gräfe legt sich nicht fest: "Ich hoffe, wieder eine angenehme Überraschung!" (Freies Wort vom 28.12.2011, W. Bache)
Regionale Olympiastarter (Suhl, Zella-Mehlis, Oberhof) mit den Trainern Frank Ullrich (ganz links) und Jesko Fischer im Olympia-Outfit. Foto: Bache
Häkeln in Österreich Für die 1. Olympischen Jugendspiele in den Wintersportdisziplinen haben sich fünf regionale Talente qualifiziert. Freies Wort stellt sie vor. Heute: Laura Hengelhaupt und Victoria Carl aus Zella-Mehlis. Von Werner Bache Zella-Mehlis – Die Zeit rund um die Weihnachtsfeiertage dürfte für Skilangläuferin Victoria Carl und Biathletin Laura Hengelhaupt so aufregend wie selten zuvor gewesen sein. Das Duo hat sich nämlich selber beschenkt – in Form der Startberechtigung für die Olympischen Winterspiele der Jugend in Österreich. Die vorzeitige Bescherung war bei Victoria Carl am 17. Dezember. An diesem Tag ging die 16-Jährige in Oberwiesenthal beim FIS-Rennen und beim Deutschlandpokal an den Start. Dort sorgte die von Erik Schneider und Axel Preiß trainierte Athletin für mehrere Paukenschläge. Sie gewann das Klassik-Rennen der Altersklasse 18 über 7,5 km und war kurz darauf die schnellste Sprinterin im internationalen Feld der Altersklasse U 20. Als zusätzliche und völlig unerwartete Weihnachtsgabe erfüllte Victoria Carl die Teil-Norm für die nordische Junioren-WM, die im Februar 2012 in der neuen türkischen Wintersporthochburg Erzurum stattfindet. Während Victoria Carl unmittelbar vor Weihnachten im sportlichen Dauerstress stand, konnte sich die ebenfalls dem SC Motor Zella-Mehlis angehörende 17-jährige Biathletin Laura Hengelhaupt entspannt zurücklehnen. „Für mich war das Wochenende vor den Feiertagen nicht ganz so aufregend. Der Deutschlandpokal, der wegen des Schneemangels von Ruhpolding nach Ridnaun in Südtirol verlegt werden sollte, ist ausgefallen. Darum konnte ich noch rechtzeitig ein paar schöne Geschenke häkeln und die Olympia-Einkleidung mit Rhetorik- und Kennenlernseminaren in Ingolstadt umso mehr genießen", verriet die Skijägerin aus der Oberhofer Trainingsgruppe von Jesko Fischer und Peter Sendel. Apropos Häkeln: Dies scheint bei den jungen deutschen Biathletinnen ein beliebtes Hobby zu sein, denn auch Magdalena Neuner hat ja bekanntlich ein Faible für Nadel und Garn. „Das Häkeln habe ich im Vorschulalter von meiner Oma gelernt", berichtete Laura Hengelhaupt. „Das macht Spaß und beruhigt mich, wenn es in der Schule oder im Sport hektisch zugeht. Teddys, Stimbänder und Handschuhe häkele ich am liebsten." Während Victoria Carl in der vorigen Saison als deutsche Jahrgangsbeste bei der Jugend 16 schon ein wenig mit einem der beiden deutschen Tickets für die Olympischen Winterspiele der Jugend geliebäugelt hatte, machte Laura Hengelhaupt aus ihrer Überraschung kein Geheimnis: „Als in Willingen im Oktober beim Nordcup die Qualifikationsserie begonnen hatte, war ich erkältet und wurde Sechste. Also ging ich beim Finale Mitte Dezember in der Oberhofer Skihalle die beiden Rennen über 7,5 Kilometer recht locker an und wurde Zweite und Dritte. Als mir Auswahltrainer Frank Ullrich und Heimtrainer Jesko Fischer dann mitteilten, dass ich in der Punktwertung knapp vorn liegen würde, war ich verständlicherweise schon sehr glücklich.“ Natürlich verfolgen ihre einstiegen Trainer beim SC Motor Zella-Mehlis Renate Dannhauer und Wolfgang Scheller, die Entwicklung mit Freude. Schließlich trainierten die Sportlerinnen seit der ersten Klasse zusammen Skilanglauf. Laura Hengelhaupt wechselte mit 14 Jahren zum Biathlon, während Victoria Carl ihrer Disziplin treu blieb. Beide schafften auch gemeinsam den Sprung an das Sportgymnasium Oberhof. Nun geht ihre Reise durch die Welt des Wintersports weiter. Victoria Carl konnte sich als Vorläuferin bei der Tour des Ski in Oberhof bereits an das internationale Flair gewöhnen, das vom 13. bis 22. Januar auch in Österreich herrschen wird. Falls sie dort vor ihren Rennen trotzdem aufgeregt sein sollte, sei ein Besuch im Quartier von Laura Hengelhaupt empfohlen. Sie nimmt ihre Häkel-Ausrüstung mit in die Alpenrepublik. Schließlich ist Häkeln ein beruhigendes Hobby - vielleicht ja auch für Victoria Carl … Olympische Jugendspiele Die Olympischen Jugendspiele finden alle vier Jahre unter der Aufsicht des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) statt. Sie sind in Sommer- und Winterspiele aufgeteilt und ergänzen die bereits bestehenden Olympischen Spiele. Teilnahmeberechtigt sind jugendliche Sportler im Alter von 14 bis 18 Jahren. Die ersten Winter-Jugendspiele gehen vom 13. bis 22. Januar 2012 in Österreich (Innsbruck, Seefeld und Kühtai) über die Bühne. (Freies Wort vom 31.12.2011)
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