Victoria Carl zündet den Turbo

Auftakt nach Maß für die DSV-Junioren bei der nordischen Ski-WM in Liberec: Lennart Metz aus Oberwiesenthal und Victoria Carl aus Zella-Mehlis holen Gold und Silber im Langlauf-Sprint.

Von Werner Bache

Liberec – „Geschlafen habe ich ganz gut hier im riesigen Hotel Babylon. Als ich gegen halb sieben aufwachte, begann ich komischerweise ganz schön zu zittern. Aber als ich zum Frühstück Haferschleim mit eingebrockter Banane und Waffeln mit viel Honig aß, wurde ich komischerweise immer ruhiger", verriet Victoria Carl vom SC Motor Zella-Mehlis aus ihrem morgendlichen Programm, dem am frühen Nachmittag der bisher größte sportliche Erfolg ihrer noch jungen Karriere folgen sollte. Und der war gewissermaßen ein historischer. Denn noch nie hat beiden U20-Jährigen ein Skilanglauf-Talent aus Thüringen in dem seit dem Jahr 2000 zum WM-Programm gehörenden Sprint eine Medaille gewonnen. Nun also der silberne Paukenschlag von „Vici", mit 17 Jahren eine der Jüngsten im Feld der 69 Starterinnen aus 23 Ländern beim 1,3-km-Sprint in klassischer Technik auf der knallharten Weltcuprunde bei knackigem Winterwetter. „Als ich im Qualifizierungs-Prolog Siebente geworden war, liebäugelte ich schon mit dem Halbfinale. Doch die rund sechs Sekunden Rückstand auf die drei Schnellsten ließen anfangs keine Medaillenträume aufkommen", bilanzierte die Zella-Mehliserin. Sie sollte sich glücklicherweise täuschen.

Attacke am Anstieg

Mit ganz geschicktem Taktieren im Viertel-und Halbfinale schaffte es Victoria Carl sogar bis ins Finale der besten Sechs. Dort hatte die Sportsoldatin noch genügend Reserven – dank Haferschleim und Banane. „Ich hatte mit der Finalteilnahme schon mehr erreicht als erwartet. Also riskierte ich auch etwas. Als 250 Meter vor dem Ziel am Anstieg zwei Läuferinnen blitzschnell antraten, machte ich einfach mit. Und etwa 20 Meter vor dem Ziel schob ich mich sogar noch auf den zweiten Platz vor", schilderte die 1,77 m große Modellathletin ihren silbernen Triumphzug. Nur die Schwedin Stina Nilsson war am Ende 1,9 Sekunden schneller als die junge Dame aus Zella-Mehlis.

Die Silbermedaille sollte nicht das einzige Edelmetall für den deutschen Nachwuchs zum WM-Auftakt in der tschechischen Wintersporthochburg bleiben. Der Oberwiesenthaler Lennart Metz (19) machte es wenige Minuten noch besser und erkämpfte bei den Junioren Gold. Marius Cebulla aus Goldlauter kam auf Platz 25.

Am Mittwoch wartet auf Victoria Carl mit dem Rennen über 5km-Freistil die nächste Herausforderung.

Als Siebente des Prologs mit der Startnummer sieben ins Glück: Victoria Carl aus Zella-Mehlis gewinnt im Langlauf-Sprint Silber bei der Junioren-WM. Foto: Bache

(Freies Wort vom 22.01.2013)