Der Puls schlägt schneller

Sieben regionale Talente gehen in der kommenden Woche bei Nachwuchs-Weltmeisterschaften in die Loipe. Drei Biathleten reisen nach Österreich, vier Skilangläufer hoffen in Tschechien auf Erfolge.

Von Ulrich Klemm

Oberhof – Vier Weltmeisterschaften binnen weniger Tage – das ist ein Pensum, das nicht unbedingt als alltäglich zu bezeichnen ist. Im Nachwuchs der nordischen Skidisziplinen im Biathlon geht es ab Montag jedoch Schlag auf Schlag. Zunächst beginnen in der tschechischen Wintersporthochburg Liberec die nordischen Titelkämpfe der U23und Junioren in den Disziplinen Skilanglauf, Spezialsprung und Nordische Kombination. Zwei Tage später ertönt der Startschuss bei den Biathleten, die ihre besten Talente in den Jugend-und Juniorenaltersklassen in Obertilliach/Österreich ermitteln. „Ich werde die Wettbewerbe mit erhöhtem Pulsschlag vor dem Internet oder dem Fernseher verfolgen", berichtet Sabine Reuß, die Präsidentin des Thüringer Skiverbandes. „Sobald es Erfolge gibt, wird sicherlich dasTelefon klingeln." Dass Medaillen im Bereich des Möglichen liegen, verhehlt Sabine Reuß nicht. Die erfahrene Funktionärin hält aber nichts davon, extra Druck aufzubauen: „Den machen sich die Sportler schon selber – und natürlich wäre es wenn mit dem nötigen Quäntchen Glück die eine oder andere Medaille herausspringt. Wichtig ist, dass jeder sein Bestes gibt. Wenn dann noch das Material stimmt, rechne ich mit einigen guten Resultaten."

Insgesamt ist die Präsidentin nicht unzufrieden mit der Größe des Thüringer WM-Aufgebots. Der Freistaat entsendet 16 Teilnehmer, sechs davon beim Biathlon. Damit werden Zahlen aus den besonders erfolgreichen Jahren nicht erreicht, doch Sabine Reuß erkennt trotz aller gebotenen Zurückhaltung positive Tendenzen: „Wir sind in allen Disziplinen vertreten, was angesichts der geburtenschwachen Jahrgänge ja nicht selbstverständlich ist. Vor allem die Starter bei der Jugend-WM im Biathlon sind ein gutes Ergebnis, zumal die Weltmeisterschaft für die Skijäger der erste große Karrierehöhepunkt ist." Allgemein schätzt die Thüringer Verbands-Präsidentin die Entwicklung des Nachwuchses im Freistaat vorsichtig optimistisch ein: „Ich denke, dass wir aus dem vorhandenen Potenzial das Optimale gemacht haben. Im unteren Bereich der Pyramide bewegt sich etwas."

Erfahrungen sammeln

Ein Beispiel dafür ist Skispringerin Pauline Heßler vom WSV 08 Lauscha. Sie ist erst 14 Jahre alt, hat sich für die Junioren-WM in Liberec qualifizieren können. Betreut wird sie in der Heimat von Stützpunkttrainer Thomas Kümpel, der seinem Schützling nahelegt: „Sie ist eine der Jüngsten. Von daher soll sie vor allem Erfahrungen sammeln." Ob ihr Thomas Kümpel vor Ort den Rücken stärken kann, ist bislang noch offen. Der Trainer kann in Liberec nicht dauerhaft vor Ort sein, erwägt aber, einen Abstecher in die 100 000-Einwohner-Stadt zu unternehmen.

Zum zweiten Mal dabei

Dort wird er auf ein Quartett vom SWV Goldlauter-Heidersbach sowie vom SC Motor Zella-Mehlis treffen, das sich in den Loipen am wohlsten fühlt. Victoria Carl, Marius Cebulla, Christian Stiebritz und Martin Weisheit haben sich allesamt zum zweiten Mal für die Junioren-WM qualifiziert und gelten fast als „alte Hasen", zumal sie teilweise auch schon bei den Olympischen Jugendspielen vor einem Jahr in Österreich die Luft der weiten Wintersport-Welt schnupperten. Vor der Abreise nach Liberec stand für die Langläufer ein abschließender Trainingslehrgang in Seefeld auf dem Programm. Ab Montag wird es dann ernst – und das in doppelter Hinsicht. „Weil die WM während der Schulzeit stattfindet, habe ich einige Aufgaben mit auf den Weg bekommen", verrät Christian Stiebritz. Somit bleibt im Spagat zwischen Wettkampf, Training und Schularbeiten wenig Zeit, um den WM-Ort zu erkunden. Aus sportlicher Sicht dürfte der 18-Jährige in den Distanzrennen und eventuell in der Staffel zum Einsatz kommen. Dabei hofft er auf familiären Beistand: „Meine Eltern haben Freunde an der deutsch-tschechischen Grenze. Es kann also sein, dass sie in Liberec vorbeischauen."

Nicht nach Osten, sondern gen Süden fahren die Biathleten. Ziel ist Obertilliach in Österreich, wo vom 23. Januar bis 1. Februar die Jugend- und Junioren-WM über die Bühne geht. Vom WSV Oberhof 05 stehen mit Julia Pieper, Steffen Bartscher und Maximilian Janke drei Hoffnungsträger in den Startlisten. Zwei Talente kommen vom SV Eintracht Frankenhain, eines vom Großbreitenbacher SV. Den Feinschliff holen sich die Skijäger derzeit in Italien. „Dort trainieren wir auf 1400 Metern Höhe. Das sind nahezu die gleichen Bedingungen wie bei der WM", erläutert Peter Sendel, der als Trainer auch in Österreich vor Ort sein wird.

Thüringer WM-Aufgebot für Liberec und Obertilliach

U23-WM, Skilanglauf: Theresa Eichhorn (SVBiberau), Helene Jacob (SV Rotterode), Thomas Bing (Rhöner WSV)

Junioren-WM, Skilanglauf: Christian Stiebritz, Marius Cebulla (beide SWV Goldlauter-Heidersbach), Victoria Carl, Martin Weisheit (beide SC Motor Zella-Mehlis)

Junioren-WM, Nordische Kombination: Michael Schuller (WSV08Lauscha)

Junioren-WM, Spezialsprung: Pauline Heßler (WSV08Lauscha), Sebastian Bradatsch (WSC 07 Ruhla)

Junioren-WM, Biathlon: Luise Kummer (SVEintracht Frankenhain), Steffen Bartscher (Skiklub Winterberg/ WSVOberhof 05)

Jugend-WM, Biathlon: Marie Heinrich (Großbreitenbacher SV), Julia Pieper, Maximilian Janke(beide WSV Oberhof 05), Phillip Horn (SV Eintracht Frankenhain)


Christian Stiebritz vom SWV Goldlauter-Heidersbach freut sich auf seine zweite Junioren-WM-Teilnahme. Foto: König

(Freies Wort vom 19.01.2013)