Hoffnungsträger im Eiskanal

Bei der Junioren-WM der Rennrodler in den USA, die am Dienstag und Mittwoch stattfindet, ruhen die Hoffnungen des deutschen Verbandes auf einem Thüringer Quintett.

Oberhof – Nach der EM ist vor der Junioren-WM. Während die besten Rennrodler bei den Senioren am Wochenende in Oberhof ihre Europameister ermittelt haben und zugleich fleißig Weltcup-Punkte sammelten, suchen die Stars von morgen am Dienstag und Mittwoch ihre Weltmeister. Die Junioren-WM findet auf der Olympiabahn von Park City in den USA statt – und ebenso wie beim Wettkampf in Oberhof könnte sich die Veranstaltung als ein deutsches Rennrodel-Festival entpuppen, bei dem die Thüringer Starter maßgeblich die Musik mitbestimmen. Bei den beiden Junioren-Weltcups dieses Winters in Lillehammer/Norwegen und Königssee demonstrierten die Talente aus dem Freistaat bereits ihre Klasse. Im Team von Junioren-Auswahltrainer Reinhard Witter fuhren die Thüringer Piloten regelmäßig vornweg, so dass die Namen der Vereine aus Friedrichroda, Ilmenau und Suhl inzwischen auch auf der andere Seite des großen Teiches bekannt sind. „Wenn ich erstmals in meiner jungen sportlichen Karriere in Übersee starten darf, geht für mich ein langgehegter Traum in Erfüllung",  berichtete Georg Reumschüssel vom Rodelteam Suhl. Der aktuelle Junioren-Teamweltmeister und WM-Bronzemedaillengewinner von Königssee 2012 freut sich auf seinen Start in den USA, denn in der Vergangenheit verzichtete der Bob-und Schlittenverband für Deutschland (BSD) oftmals aus finanziellen Gründen auf die Teilnahme an Junioren-Weltcups in Amerika. Der Nachholbedarf hinsichtlich der Bahnkenntnisse in Park City konnte jedoch in den vergangenen Tagen gründlich abgearbeitet werden, da der Eiskanal für Trainingseinheiten offen stand. Den Feinschliff für die Titelkämpfe holten sich die Thüringer Rennrodler allerdings in Europa –und dabei hinterließ die Equipe aus dem Freistaat einen überzeugenden Eindruck. Dies galt vor allem für Florian Berkes vom Rodelteam Suhl. Nachdem er sich vor einem Jahr bei der Junioren-WM in Königssee mit dem Russen Peretyagin den vierten Platz teilte, machte er einen großen Leistungssprung. Inzwischen ist der 19-Jährige ein Siegfahrer und gab zu verstehen, dass er unbedingt eine WM-Medaille erkämpfen möchte. „Bisher lief das Training ausgezeichnet", sagte Florian Berkes. „Ich bin derzeit unheimlich gut in Schuss und hoffe, dass ich im entscheidenden Moment mein Leistungsvermögen abrufen kann."

Die Erfahrung ausspielen

Nicht ganz optimal verlief der Vorbereitungsprozess für Georg Reumschüssel. Mit seinem sechsten Platz beim Junioren-Weltcup in Königssee war der 19-Jährige unzufrieden. „Bei der WM setzte ich aber auf meine Erfahrungen aus den vergangenen Jahren, die ich als Vorteil ansehe und in ihrer ganzen Komplexität gegen die Konkurrenz einsetzen werde", betonteReumschüssel.  „Ich hoffe auf eine Medaille, obwohl es sehr, sehr schwer wird, da neben der nationalen Konkurrenz auch andere Länder stark vertreten sind. Mein Ziel ist es, zwei gute Läufe zu hinzulegen."

Vordem größten Moment seiner noch jungen Laufbahn steht Florian Küchler. Zwar muss der Suhler seit Kurzem auf seinen bisherigen Doppelsitzer-Partner Florian Löffler vom RRVSonneberg-Schalkau verzichten und sich statt dessen auf Julius Löffler vom sächsischen SSV Altenberg um und einstellen. Dies führte jedoch nicht zu Reibungsverlusten, da das Duo nach Platz sieben in Lillehammer bereits beim zweiten Junioren-Weltcup dieses Winters in Königssee sensationell an die Spitze fuhr. „Park City ist für mich eine vollkommen neue Bahn. Ich versuche, mich von Trainingslauf zu Trainingslauf auf die Bahn einzustimmen", sagte Küchler. „Wenn wir unsere bestmögliche Leistung abrufen können, liegt vielleicht eine kleine Sensation in der Luft."

DerYoungster unter den Junioren-WM-Startern aus dem Freistaat ist der Oberhofer Sportgymnasiast Toni Gräfe. Der Drittplatzierte der Olympischen Jugendspiele von Innsbruck und Siebte der Junioren-WM 2012 sieht seiner zweiten Teilnahme an einer Weltmeisterschaft zuversichtlich entgegen. „Ich möchte die in mich gesetzten Erwartungen erfüllen und für meine weitere leistungssportliche Laufbahn unschätzbare Erfahrungen sammeln", sagte der Pilot vom RC Ilmenau. „Die Bahn in Park City ist toll, ich komme sehr gut mit den Bedingungenzurecht." Nach seinem zweitenRang beim Junioren-Weltcup in Königssee ist es nicht unmöglich, dass der 18-jährige Schützling von Trainer Jan Eichhorn für eine Überraschung sorgt. Sein Ziel besteht darin, möglichst viele Athleten des 1993er Jahrgangs zu überflügeln.

Weitere Saisonhöhepunkte

Auf Titelkurs begibt sich unter dessen Nathalie Burkhardt. Nach ihren zwei Siegen in den Junioren-Weltcups dieses Winters geht die Bundeswehrsoldatin vom  RC Friedrichroda als klare Favoritin an den Start. Die amtierende Junioren-Weltmeisterin möchte sich vor ihrem Wechsel zu den Erwachsenen erneut mit dem WM-Titel schmücken, was ihr auch zu zutrauen ist. Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass sich die vielen Träume der Thüringer Nachwuchsrennrodler in Übersee erfüllen. Einen Haken an den Winter machen die Talente aber auch nach der Rückkehr aus den USA nicht. Es folgen noch drei Junioren-Weltcups, von denen einer als Junioren-EM in die Wertung eingeht. Dabei handelt es sich um das Rennen am ersten Februar-Wochenende in Oberhof. abe/ulk


Florian Berkes vom Rodelteam Suhl ist derzeit in sehr guter Form. Foto: König

Deutsches Aufgebot

Juniorinnen: Nathalie Burkhardt (BRC 05 Friedrichroda), Angelique Fleischer (SSV Altenberg), Carolin von Schleinitz (WSVKönigssee), Saskia Langer (ESVLok Zwickau) Junioren: Florian Berkes, Georg Reumschüssel (beide Rodelteam Suhl), Toni Gräfe(RC Ilmenau), Chris Eisler (ESVLok Zwickau)

Doppelsitzer: Julius Löffler/Florian Küchler (SSV Altenberg/RT Suhl), Tim Brendel/Florian Funk (RC Berchtesgaden/BC Bad Feilnbach)

(Freies Wort vom 15.01.2013)