Schanzenadler auf Abwegen

 

Für die Talente im Spezialsprung und in der Kombination ist durch den Thüringer Skiverband in der Skiarena Heubach erstmals in Deutschland ein Ranglistenwettkampf im Skicross ausgetragen wurden.

Von Werner Bache

Heubach – Es war schon ein kleines vorweihnachtliches Schnee wunder bei diesem „Heuwetter“. Jörg Brömel aus Schmiedefeld und der Brotteröder Sven Schmidt – sie sind die Landestrainer der Spezialspringer und Kombinierer mit Sitz in Oberhof – sagten nach der Skicross-Flutlichtkonkurrenz in der Skiarena Heubach: „Man muss den Organisatoren vom SV Biberau und dem Team der Skiarena mit Dennis Wagner an der Spitze ein dickes Lob aussprechen. Trotz der extrem mageren Schneelage wurde eine tolle Kunstschneepiste für diese neue Wettkampfform im Thüringer Skiverband präpariert.“ Dabei ging es für die Mädchen und Jungen von 7 bis 13 Jahren nicht mit Alpinskiern den 400 bzw. 600 Meter langen Parcours hinunter. Vielmehr galt es, die Schussfahrten auf schmalen Langlaufbrettern zu bewältigen. „Diese Variante haben wir gewählt, um die fahrerischen Fertigkeiten zu schulen“, sagte Jörg Brömel. „Derzeit wird in Thüringen in den jüngsten Altersklassen noch nicht unbedingt zwischen der Kombination und dem Spezialsprunglauf getrennt, denn gerade in diesen Altersgruppen ist die Vielseitigkeit äußerst wichtig.“

Gold für Marc Singer

Beim Heubacher Skicross kurvten nach dem Bewältigen des Qualifizierungs-Prologs, der die Grundlage für die Teilnahme an den weiteren Runden mit jeweils vier Teilnehmern bildete, die Talente aus Oberhof, Zella-Mehlis, Goldlauter-Heidersbach und Benshausen zu vier Podiumsrängen sowie zahlreichen weiteren beachtlichen Platzierungen unter den besten Sechs. Gold holte nach den Abfahrten, bei denen es unter anderem über kleine Schanzen sowie durch Wellen und Tore ging, der in der Altersklasse 9 startende Marc Singer, der von Dirk Voß und Thomas Reuß in der Trainingsgemeinschaft SC Motor Zella-Mehlis/TSV 1883 Benshausen betreut wird. Der Achtjährige hatte bereits mit der absolut schnellsten Zeit im Einzelrennen des Qualifizierungs-Prologs über 400 Meter mit allerlei Geschicklichkeitspassagen geglänzt. Silber holten sich Tim Häfner vom SC Motor Zella-Mehlis (Altersklasse U 9) und Albin Stenzel (SWV Goldlauter-Heidersbach) in der Altersklasse U 10. Ebenfalls bei den Zehnjährigen gewann der Benshäuser Franz Hommel Bronze. Zudem konnte sich ein regionales Trio über ein vorfristiges Festtagsgeschenk freuen. Nach den Wettkämpfen der Sommer- und Herbstrangliste inklusive des Heubacher Rennens wurde das Trio Hannes Schmidt, Theo Weschenfelder und Jannis Rehwald – alle kommen vom SC Motor Zellas-Mehlis – in das Thüringer Nachwuchsteam für den Spezialsprung und die Nordische Kombination berufen. Dies bringt gleichzeitig die Startberechtigung für den Deutschen Schülercup mit sich. Die drei Nachwuchsathleten vom Verein aus der Ruppbergstadt haben sich also für den ranghöchsten Wettkampf des Deutschen Skiverbandes ab dieser Altersklasse qualifiziert. Was den Deutschen Schülercup anbetrifft, so ist Schmiedefeld vom 10. bis zum 12. Januar Gastgeber für die 12- und 13-Jährigen. Neben der 70-m-Schanze am Oberhofer Wadeberg ist in Thüringen momentan nur das dortige Sprungrevier flugtauglich – und auch nur deshalb, weil die Trainer, Übungsleiter und Helfer einen Präparations-Kraftakt vollbracht haben.

Die Reise hat sich gelohnt

In den Altersklassen 14 und 15 hat der Schülercup der Skispringer und Kombinierer am vierten Adventswochenende mit dem Wettbewerb in Rastbüchl begonnen. In Bayern waren mit Tom Forbrich, Patrick Rohr und auch drei Talente vom SWV Goldlauter-Heidersbach bzw. SC Motor Zella-Mehlis am Start – und sie sorgten im Feld der über 40 Starter in der Altersklasse 15 auf dem 74-Meter-Bakken sowie in der Loipe für beachtliche Ergebnisse. „Endlich hat es mit einem Sieg im Schülercup geklappt. In den Jahren zuvor bin ich beim Laufen immer mit vorn gewesen. Aber nun war diesmal auch das Springen recht ordentlich“, freute sich der Zella-Mehliser Tom Forbrich über Gold und Bronze in der Kombination. Der Sieg über sechs Kilometer mit 13,1 Sekunden Vorsprung gelang dank einer taktisch klugen Aufholjagd. Nach den beiden Schanzenflügen war er Siebter gewesen. Im Sprint über drei Kilometer nach einem vorherigen Sprung sprang beim Sieg seines Oberhofer Trainingsgefährten Nils Albrecht (WSV Schmiedefeld) noch Bronze heraus. Mit den Rängen vier und zehn vervollständigte Lorenz Schlütter vom SC Motor Zella-Mehlis die erstaunliche Bilanz. Patrick Rohr vom SWV Goldlauter-Heidersbach zündete bei den Spezialspringern den Turbo, denn ihm gelangen mit zweimal 79 Metern die weitesten Sätze. „Leider war in beiden Durchgängen der jeweils andere Sprung nicht ganz so gut, aber Silber und Bronze sind okay“, lautete das Kurzfazit des 14-Jährigen. Überhaupt scheint den Thüringern Rastbüchl zu liegen, denn bereits zwei Wochen zuvor hatten zwei Kombinierer vom SC Motor Zella-Mehlis dort beim Start des Deutschlandpokals geglänzt. In der Jugend 16 wurde Willi Hengelhaupt Erster und Zweiter, während Anton Schlütter eine Jahrgangsstufe höher die Positionen drei und vier belegte. Darüber hinaus hatte Tom Forbrich als 14-Jähriger schon einmal in die Altersklasse der Jugend 16 hineingeschnuppert – und war als Sechster und als Achter ziemlich weit vorn gelandet. Wenn das kein gutes Omen ist, dass am Thüringer Himmel bald wieder mehr edelmetallene Kombinierer-Sterne leuchten!

 

Der zwölfjährige Schanzenpilot Luca Tonhauser vom SC Motor Zella-Mehlis – hier während des Ranglistenwettkampfes am 3. Oktober dieses Jahres in Oberhof – war in der Altersklasse 13 Zeitschnellster beim Prolog in der Ski-Arena Heubach. Foto: König (Freies Wort vom 24.12.2013)