Thüringer Talente fahren vornweg


Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist der Internationale Rennsteigpokal in Oberhof für die 12- und 13-jährigen Nachwuchsrennrodler ein wichtiger Gradmesser ihres Könnens. Die heimischen Talente haben ihre Bahnkenntnis auch dieses Mal genutzt.


Oberhof – Deutschland als erfolgreichste Rennrodel-Nation der Welt muss sich um den Nachwuchs keine Sorgen machen. Diese Erkenntnis ist nicht neu, doch sie wurde am vergangenen Wochenende beim Internationalen Rennsteigpokal der B-Jugend für die zwölf- und 13-jährigen Talente im Oberhofer Eiskanal wieder einmal bestätigt. Bereits am Donnerstag und Freitag deutete sich in den Trainingsläufen an, dass vor allem der Thüringer Nachwuchs eine Klasse für sich darstellt. Die Bestätigung für dieses Gefühl gab es erstmals am Samstag, als beim Mannschaftswettbewerb gleich zwei Vertretungen aus dem Freistaat auf dem Podest landeten. „Der Teamwettbewerb ist für uns immer ein wichtiger und sehr entscheidender Gradmesser dafür, wie wir unsere Athleten auf die Saison vorbereitet haben“, erläuterte Thüringens Landestrainer Uwe Lehmann. „Die Ergebnisse der Nominierungsrennen und Landesmeisterschaften konnten uns aus nachvollziehbaren Gründen noch keinen genaueren Überblick darüber geben, was die Zeiten unserer heimischen Athleten im Vergleich mit der nationalen und internationalen Konkurrenz wert sind. Nach den Leistungen beim Rennsteigpokal sehen wir der Deutschen Meisterschaft und dem Deutschen B-Jugendcup in Winterberg nun optimistisch entgegen.“

Gold und Bronze erobert

Beim Teamwettbewerb des Internationalen Rennsteigpokals präsentierte sich die Oberhofer Sportgymnasiastin Antonia Weisemann auf ihrer Heimbahn angriffslustig und in sehr guter Verfassung. Bereits in der Qualifikation wartete sie mit Bestzeiten auf und war teilweise bis zu zwei Sekunden schneller als bei der Landesmeisterschaft. Während für sie bei den Thüringer Titelkämpfen mit Start vom Jugendstart die Uhren bei 42,498 Sekunden stehengeblieben waren, raste die 13-Jährige am Samstag beim Teamwettbewerb in 40,063 Sekunden durch den Eiskanal. Dadurch machte sie den Mannschaftserfolg für das Team Thüringen I mit der weiteren Besetzung Paula Rieger (RT Suhl), Moritz Bollmann (Sonneberg/Schalkau) und Thomas Jaensch (RRC Zella-Mehlis) endgültig perfekt. Auch Paula Rieger war bestens aufgelegt. Obwohl die Zwölfjährige vom Suhler Rodelteam am Start sicherlich noch etwas Steigerungspotenzial besitzt, überzeugte sie mit einer nahezu reibungslosen Schussfahrt. Mit bemerkenswerten 40,400 Sekunden wartete sie als Vertreterin des jüngeren Jahrgangs der B-Jugend mit der zweitschnellsten Zeit auf. Erfolgreich lief es auch für Thomas Jaensch. Der talentierte Schützling von Landestrainer Uwe Lehmann hatte als schnellster männlicher Pilot einen entscheidenden Anteil am Triumph von Thüringen I. Das erfolgreiche Quartett komplettierte Moritz-Elis Bollmann (RRV Sonneberg/Schalkau) aus Neuhaus am Rennweg. Während die Mannschaft Thüringen I von der Konkurrenz nicht einzuholen war, entbrannte dahinter ein prickelndes sächsisch-thüringische Duell um die weiteren beiden Medaillenplätze. Am Ende musste sich das Team Thüringen II mit Fynn Einar Beck (RT Suhl), Sophie Spilleck (RC Ilmenau), Elias Fleischmann (RT Suhl) und Kimberley-Joyce Martin (RRV Sonneberg/Schalkau) mit der Bronzemedaille zufrieden geben, da die Vertretung aus Sachsen im Kampf um Silber die Nase vorn hatte. Mit Gold und Bronze unterstrichen die Thüringer jedoch eindrucksvoll ihre breit gefächerte Leistungsfähigkeit. Bei den Doppelsitzern ist hingegen noch ein wenig Nachholbedarf angesagt, da es diesmal an der Konstanz fehlte, um Medaillen einzufahren. Das Gespann Max Ewald/Jakob Jannusch (Rodelteam Suhl/RRV Sonneberg-Schalkau) legte zwar einen beeindruckenden 2. Lauf hin und fuhr hier Bestzeit. Im 1. Durchgang hatte es jedoch trotz der Führung bis zur dritten Zwischenzeit letztlich nur zu Rang vier gereicht – und diese undankbare Position nahm das Thüringer Doppel schließlich auch in der Gesamtwertung ein. Dies war umso ärgerlicher, weil der Rückstand zum drittplatzierten Duo Moritz Schmitz-Engemann und Hendrik Seibert vom Landesverband aus Nordrhein-Westfalen ganze 0,036 Sekunden betrug.

So gut wie ein Weltcup

Der Sonntag stand beim diesjährigen Internationalen Rennsteigpokal, der in bewährter Weise vom SV „Ilmtal“ Manebach mit tatkräftiger Unterstützung der „Abteilung Kufe“ aus Zella-Mehlis und Suhl ausgerichtet wurde, ganz im Zeichen der Einzelwettbewerbe. „Für diese Altersklassen ist es der hochrangigste internationale Wettkampf überhaupt. Noch dazu ist er quasi wie ein Weltcup organisiert. Sogar eine Videowand war in Betrieb“, lobte Sandra Lembert die Verhältnisse. Die 32-jährige einstige Rennrodlerin stammt aus Waltershausen, fuhr während ihrer aktiven Zeit für den BRC 05 Friedrichroda und arbeitet seit einigen Jahren als Trainerin sowie als Nachwuchskoordinatorin beim österreichischen Verband der Rennrodler. Für die Pilotinnen und Piloten aus der Alpenrepublik wurde der vorweihnachtliche Ausflug an den Rennsteig übrigens mit einem Silber-Pokal für das Doppel Jakob Schmid/Juri Gatt gekrönt. Das Gros des Edelmetalls ging jedoch an den Landesverband des Ausrichters, also an den Thüringer Schlitten-und Bobsportverband (TSBV). Bei den Mädchen sorgte Paula Rieger vom Rodelteam Suhl für eine kleine Überraschung. Nach den zwei Fuhren kurvte die einstmals von Trainer Uwe Theisinger betreute und nunmehr die 7. Klasse des Oberhofer Sportgymnasiums besuchende Schülerin auf der für diese Alterskasse 765,1 Meter langen Messstrecke zum Sieg mit zwölf Tausendstelsekunden Vorsprung vor Amely Büchner vom sächsischen Landesverband aus Altenberg. „Ich war zwar schon 2011 und 2012 Deutsche Schülermeisterin. Aber hier in Oberhof war natürlich die Konkurrenz viel stärker. Deshalb ist der Sieg beim Rennsteigpokal ein richtig schönes Weihnachtsgeschenk“, freute sich Paula Rieger.

Die Qualifikation im Blick

Was die Weihnachtsgeschenke betrifft, so versicherten Mutter und Vater Jaensch schmunzelnd, dass sie für ihren Sohn wegen des Sieges natürlich nicht ausfallen würden. Tobias Jaensch – der Suhler startet für den RRC Zella-Mehlis – war nach dem ersten Lauf durch die 797,8 Meter lange Eisschlange zunächst alles andere als zufrieden: „Wir haben in der Geraden vor dem Abschlusskreisel so um die 97 km/h drauf. Dort habe ich zwei Banden erwischt. Das war es für heute, habe ich gedacht“ Mit dieser Einschätzung lag er allerdings voll daneben, denn sein starker zweiter Durchgang mit der absoluten Bestzeit von 41,13 Sekunden brachte dem 1,86 Meter großen Athleten, der in der 8. Klasse am Oberhofer Sportgymnasium lernt, seinen ersten richtig großen Erfolg. Ordentlich präsentierten sich auch die weiteren regionalen Starter. Iman Hammoudeh (RT Suhl) und Vivan Hornawsky (RRC Zella-Mehlis) belegten bei den Mädchen die Plätze 9 und 13, während Elias Fleischmann und Fynn Einar Beck vom Suhler Rodelteam bei den Jungen auf den Rängen 11 und 13 landeten. Das nächste Saisonziel ist übrigens in Sichtweite, denn die Kufenflitzer kämpfen um die Qualifikation für die Welt-Jugend-Challenge der Sechs- bis 15-Jährigen vom 21. bis 23. Januar 2014 auf der Olympiabahn Innsbruck-Igls. abe/bac/ulk

Ehrentafel des Internationalen Rennsteigpokals 2013

Mannschaftswettbewerb

1. Thüringen I (Paula Rieger, Moritz- Elias Bollmann, Antonia Weisemann,Thomas Jaensch)

2. Sachsen I (Amely Büchner, Patrick Weber, Nina Kirsten, Patrick Müller)

3. Thüringen II (Sophie Spillecke, Fynn Einar Beck, Kimberley-Joyce Martin, Elias Fleischmann)

Weibliche Jugend B

1. Paula Rieger (Suhl)

. Amely Büchner (Altenberg)

3. Amy Stahlschmidt (Winterberg)

9. Iman Hammoudeh (Suhl)

13. Vivian Hornawsky (Zella-Mehlis)

Männliche Jugend B

1. Thomas Jaensch (Zella-Mehlis)

2. Moritz-E. Bollmann (Sonneberg)

3. Patrick Weber (Oberwiesenthal)

11. Elias Fleischmann (Suhl)

13. Fynn Einar Beck (Suhl)

Doppelsitzer Jugend B

1. Müller/Lasch (Sachsen)

2. Schmid/Gatt (Österreich)

3. Schmitz-Engemann/Seibert (NRW)

4. Ewald/Jannusch (Sonneberg/Suhl)


Jakob Jannusch (Rodelteam Suhl/links) und Max Ewald vom RRV Sonneberg/Schalkau landeten im Doppelsitzer-Wettbewerb auf Rang vier. Foto: frankphoto.de

(Freies Wort vom 23.12.2013)