Karsten Tischer | 09.02.2025 | Freies Wort
Zum Abschluss der deutschen Biathlon-Meisterschaften in Oberhof laufen Carlotta Nößler, Janne Linnea Weigelt und Sydney-Laureen Wüstling zu Staffel-Gold. Es ist das 13. Edelmetall für den Freistaat beim Heimspiel am Grenzadler.
Mode mit großer Wirkung wird nicht nur in New York, Paris oder Mailand, sondern auch in Oberhof gemacht. Auffällig funkeln am Samstag im Sonnenschein einige junge Frauen im Zielbereich beim Ablegen ihrer Skier und Gewehre in der Mitte der Ski-Arena. Glitzer ziert Wangen und Haare. Es ist das neu eingeführte Erkennungszeichen einer verschworenen Trainingsgruppe, die bei den dreitägigen Biathlon-Meisterschaften des deutschen Nachwuchses mehrfach aufs Treppchen klettert. Am finalen Sonntag, 9. Februar, bescheren drei der Mädels Thüringen das einzige Staffel-Gold des Tages.
„Ich fühle mich richtig wohl“
Die Glitzer-Idee hat Sydney-Laureen Wüstling mit an den Rennsteig gebracht. Erst seit vergangenen August nennt die Sächsin Thüringen ihr Zuhause. Wüstling, heute 16 Jahre alt, hat die Eliteschule des Sports in Oberwiesenthal mit der in Oberhof getauscht. Schule und Sport, das habe in Sachsen nicht gut miteinander harmoniert. Zu wenig Rücksicht hätten die Lehrer dort auf die Folgen gelegt, die der Leistungssport für den normalen Schulalltag mit sich bringt. „In Oberhof ist das viel besser. Ich fühle mich richtig wohl“, sagt Sydney-Laureen Wüstling.
Der Wechsel scheint die Neu-Oberhoferin aus dem Dorf Sosa im Erzgebirge beflügelt zu haben. Bei ihren ersten deutschen Meisterschaften erreicht sie im 7,5-km-Massenstart-Rennen am Samstag trotz sechs Schießfehlern mit mehr als einer halben Minute Vorsprung als Erste das Ziel.
Sydney-Laureen Wüstling gehört zur 13-köpfigen Mädchen-Mannschaft von Franziska Werl. Auch die Stützpunkttrainerin hat sich etwas Glitzer aufgetragen und ist in der Oberhofer Sonne ziemlich gut gelaunt. Seit einem Jahr ist ihre Gruppe so zusammen. „Die Mädels verstehen sich gut, sind gut zusammengewachsen“, sagt Werl.
Großes Pech in der ersten Kurve
Den Heimvorteil können die Thüringerinnen insgesamt nicht immer ausnutzen. „Wir schießen zu viele Fehler“, befindet Werl am Samstag. Und dann kam auch noch Pech hinzu. Carlotta Nößler – für ihre Trainerin die Überraschung dieses Winters – stürzt im Massenstart-Rennen im Gewusel der ersten Kurve und wird wie im Sprint Dritte. Die Führung im Deutschlandpokal behält die Starterin vom WSV Trusetal trotzdem.
Der „Birx“ ist das Ende
Die Rennen in Oberhof sind hart. Am Birxsteig leiden alle. Marlene Luthardt (WSV Scheibe-Alsbach) muss ihr Rennen und die Meisterschaft am Monster-Anstieg abbrechen. Luca Anding gewinnt am Samstag Silber. Der Starter des SC Steinbach-Hallenberg hatte beim letzten Schießen Pech: Ein Projektil verhakte sich kurz im Lauf. „Sonst wäre noch was möglich gewesen“, glaubt der 18-Jährige. Denn läuferisch lief es „wunderbar“. „Ich hatte einen Bomben-Ski.“
Karl Julian Schützes Gegner offenbar auch. Der Bayer Raphael Heiland (Partenkirchen) setzt sich auf der Abfahrt ab. Als Fünfter bei den Junioren ist Schütze – ein gebürtiger Leipzig, der für den WSV Oberhof startet – bester Thüringer. Nils Schneiderling (WSV Rotterode) wird Sechster. Noch glaube Schütze an die Minimalchance auf die Teilnahme an der Junioren-WM.