Rennrodeln Elisa-Marie Storch und Pauline Patz sowie Josephine Buse sahnen bei der Junioren-WM groß ab. Zu Erfolgen und Zielen äußern sie sich im Interview.
ST. MORITZ/OBERHOF. Bei der Junioren-WM im Rennrodeln dominierte die Thüringer Fraktion mit zehn Talenten das deutsche Teilnehmerfeld und setzte auf der Bahn einige Ausrufezeichen. Niklas Zehner wurde Neunter im Einzel der Junioren, bei den Juniorinnen gingen drei Thüringer Athletinnen an den Start. Helena Trampe belegte Platz 10, Antonia Pietschmann holte Bronze und Silber ging an Josephine Buse (SV Ilmtal Manebach). Im Zweisitzer der Junioren ging Platz zwei an Louis Grünbeck/Maximilian Kührt. Im Juniorinnen-Doppel konnte das Duo Elisa-Marie Storch/Pauline Patz (RT Suhl/RSV Schmalkalden) ihren WM-Titel verteidigen. Die Gold- und Silber-Mädels Josephine, Elisa-Marie und Pauline stellen sich ganz charmant und gut gelaunt den Fragen.
Herzlichen Glückwunsch zu Titeln und Erfolgen in der Schweiz. Wie waren die Erfahrungen im schönen St. Moritz?
Josephine Buse: Es war mein erstes Mal an jener Bahn überhaupt. Ich war im Vorfeld schon eher aufgeregt, aber ich habe mich auf jeden Fall sehr gefreut, die Quali geschafft zu haben und dort zu starten. Die Bahn war sehr, sehr angenehm zu fahren. Ich glaube, dass die Bahn dort auch ganz gut zu mir passte. Die Eindrücke waren sehr gut.
Welche Informationen gibt es denn zu den Bahnen, auf denen man unterwegs ist? Findet zuvor eine Einweisung in deren altehrwürdige Geschichte statt?
Pauline Patz: St. Moritz ist die einzige Natureisbahn, die es noch gibt. Es ist vom Fahren her schon recht anders, da es ein viel ruhigeres Fahren ist. Man merkt die Geschwindigkeit gar nicht so sehr. Das ist wohl der größte Unterschied.
Elisa-Marie Storch: Auch ist es so, dass man in St. Moritz seinen eigenen Schlitten nicht hört. Man hört einfach gar nichts. Beim Einzel ist das wahrscheinlich dadurch nicht so dramatisch, da wir noch dieses Schlittengefühl haben. Aber beim Doppel ist es als Oberfrau so, dass ich keinen Schlittenkontakt und somit dieses Hören nicht habe. Ich fühlte mich manchmal ein bisschen wie ein blinder Passagier obendrauf. Das ist dann viel Kommunikation gefragt: Wie war es, sind wir gerutscht? Das spielt dann schon eine große Rolle. Auf anderen Bahnen, wie etwa in Oberhof, habe ich ein besseres Gefühl und kann selber besser einschätzen, was gut und was weniger gut war.
Wie ist St. Moritz in bisherige Erfahrungen und den Rennkalender einzuordnen?
Josephine: Für mich war die WM dort ganz klar das bisherige Highlight meiner Karriere. Das ist schon sehr hoch einzuordnen. Auch dass ich dort die Silbermedaille holen konnte, bedeutet mir sehr viel.
Pauline: Die WM ist immer das Highlight im Jahr und auch ein wenig höhergestellt als die Weltcups. Aber für uns im Doppel, die auch letztes Jahr bei der WM in Whistler schonmitgefahren sind und gewonnen hatten, galt es immerhin einen Titel zu verteidigen. Dadurch bestand diesmal durchaus eine gewisse Erwartungshaltung.
Elisa-Marie: Wir sind der Nachwuchs, der von unten nachrückt. Es steht ja im Raum, ob die Schweiz in der Zukunft die Olympischen Winterspiele austrägt. Da denke ich, dass es in diesem Kontext durchaus ein Erfahrungswert ist und ich hoffe, dass wir in den nächsten Jahren mehr Weltcups in St. Moritz austragen. Die Schweiz liegt recht nah, was war das bislang weiteste Reiseziel für den Sport? Pauline: Für uns ging es im letzten Jahr mit den Junioren ins kanadische Whistler. Nordamerika war das bislang weiteste.
Josephine: Ich bin leider noch nicht in den Genuss der Überseefahrt gekommen. Bei mir war bis jetzt Sigulda in Lettland das weiteste Ziel. Ins französische La Plagne waren es auch ein paar Kilometer.
Wie weit wurde denn das Geschehen bei der Rennrodel-WM der Senioren in Kanada verfolgt?
Pauline: Soweit es ging, haben wir alles mitverfolgt und sind dafür auch bis um fünf Uhr wach geblieben. Wir haben mitgefiebert und die Daumen gedrückt. Das motiviert einen natürlich auch selbst, zu sehen, wo es irgendwann mal hingehen kann.
Elisa-Marie: Ich persönlich wäre sehr gern mitgefahren, insbesondere durch unseren Sieg im vergangenen Jahr bei den Junioren. Ich persönliche fahre die Bahn in Whistler auch sehr gern und ich finde es schön dort.
Was steht als nächstes auf dem Plan?
Josephine: Bei uns steht diese Woche der Heim-Junioren-Weltcup hier in Oberhof an. Zwei Wochen später geht es dann zum Saisonabschluss nach Sigulda, noch einmal zwei Weltcups plus die Junioren-Europameisterschaft. Ein Platz in den Top sechs wäre schön, aber ich lasse das einfach auf mich zukommen. Das Hauptziel ist immer noch, zwei saubere Läufe hinzukriegen.
Elisa-Marie: Wir streben auf unserer Heimbahn in Oberhof einen Sieg an. In Sigulda ist es eine recht schwierige Bahn, aber auch dort ist ein Sieg die Zielsetzung. Wir haben nun eine Lücke zu den Großen zu schließen und ab nächstem Jahr sind wir ja quasi gezwungen, bei denen mitzufahren. Aber wir wollen auch mitfahren und dabei gut auftreten.
Pauline: Wir sind nun im letzten Juniorenjahr, ab nächsten Jahr dürfen wir nicht mehr. Wir hatten in Oberhof und Altenberg zuletzt auch Weltcup-Einsätze. Da wurden wir immer mal mitgenommen, um auch reinzuschnuppern. Das ist auch ganz gut, dort schon einmal Erfahrungen sammeln zu können. Josi hingegen hat noch ein wenig Zeit.
Josephine: Ich bin ja erst 17, hab’ noch knapp vier Jahre bei den Junioren vor mir.
Elisa-Marie: Das ist auch, allein bei Leistung und Druck, ein enormer Unterschied von den Junioren zu den Großen. Bei den Junioren können wir mehrere Trainingsläufe nutzen und bei den Senioren ist es anders: Da hast du deine fünf Läufe, dann kommt noch der Nationencup dazu und dann musst du die Leistung bringen. Bei den Junioren genießt man noch Welpenschutz.
Der Februar ist also noch vollgepackt. Ist nach Saisonabschluss denn ein ordentlicher Urlaub geplant?
Elisa-Marie: Bei mir persönlich nicht. Ich schreibe dieses Jahr Abi und bin direkt nach der Saison eingebunden. Vorprüfungen stehen an, nächste Woche muss ich meine Seminarfacharbeit verteidigen. Es ist also noch ein Haufen zu tun. Aber danach hoffe ich, dass ich mal zwei Wochen in den Urlaub fahren kann.
Das Gespräch führte Björn Eimer
Freies Wort vom 14.02.2025