Vom Gast zum Dauergast

VonThomas Sprafke

 

Suhl –Zwei Jahre ist es her, da machte Oliver Hoffmann beim Junioren-Weltcup erstmals Bekanntschaft mit der schönen Schießsportanlage in Suhl. Seinerzeit schoss er noch für sein Geburts- und Heimatland Namibia. Beim aktuellen Kräftemessen der besten Nachwuchsschützen aus aller Welt auf dem Friedberg vertritt der Flintenspezialist nun die deutschen Farben. Doch nicht nur das: Der Trap-Schütze lebt seit Herbst 2016 in Thüringen, besucht das Sportgymnasium in Oberhof und trainiert dauerhaft in Suhl.

„In Windhoek hatten wir nur einen Schießstand, und der wurde 2016 geschlossen. Deshalb habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich mein Hobby weiter ausüben kann. Und da ich wegen des Studiums eh irgendwann nach Deutschland gegangen wäre, habe ich diesen Schritt aus sportlicher Sicht vorzeitig vollzogen“, erklärt der 18-Jährige, dessen deutsche Familie in fünfter Generation in Namibia lebt und der die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt. Den Kontakt nach Suhl hatte er über die Trainer Frank Günther und Jürgen Raabe gefunden, die auf dem Friedberg seit Jahrzehnten zum Inventar gehören.

Die Umstellung von dem großen, weiten Land im Süden von Afrika in den beschaulichen, weit kälteren Süden von Thüringen fiel ihm verständlicherweise schwer. Schnee, der zu Oberhof gehört wie Elefanten zu Namibia, hatte er noch nie gesehen, das Internatsleben nicht gekannt. „Das war anfangs eine enorme Umstellung und eine harte Zeit“, sagt der Elftklässler. Mittlerweile fühlt er sich in Thüringen heimisch, hat seine sportlichen Leistungen stabilisiert und sogar Freude am Skilaufen gefunden.

Beim Weltcup-Heimspiel lief es allerdings am Sonntag und Montag gar nicht nach Wunsch. 99 Treffer bedeuteten nur Platz 46.Seine Suhler Vereinkollegin und Junioren-Europameisterin Marie-Louis Meyer blieb mit 90 Scheiben und Rang 31 gleichfalls deutlich hinter den Erwartungen. Michelle Seiler aus Gräfenroda landete mit 95 Treffern auf Position 24. Die Siege gingen an Gaia Ragazzini aus Italien und den Spanier Adria Martinez Torres.

Aufgewachsen in Namibia, seit zwei Jahren in Thüringen: Oliver Hoffmann. Foto: Gerhard König

(Freies Wort vom 26.06.2018)