Würdige Vertreter

Der Thüringer Rennrodel Nachwuchs kann zu Recht auf eine erfolgreiche Weltcup-Saison 2014/15 zurückblicken –auf dem Erreichten ausruhen kann er sich allerdings nicht.

Von Ronny Knoll

Oberhof –„Ihr seid nicht nur würdige Vertreter unseres Verbandes, sondern auch würdige Vertreter unseres Landes“, sagte Uwe Theisinger, Geschäftsführer des Thüringer Schlitten-und Bobsportverbandes (TSBV), mit Blick auf Thüringens beste Nachwuchs-Rennrodler. Gemeinsam mit dem Vizepräsidenten Rolf Baumann und der Schatzmeisterin Ute Karger hatte Uwe Theisinger die jungen Kufencracks sowie die beiden Trainer Karsten Albert und Fabian Wolf zum offiziellen Weltcupempfang in das Oberhofer Sporthotel geladen. Einerseits, um die Junioren nach den Auftritten in Übersee und Europa zurück am Stützpunkt zu begrüßen. Andererseits, um auf eine Saison zurückzublicken, die trotz kleinerer Rückschläge durch zahlreiche Erfolge im nationalen und internationalen Wettbewerb gekennzeichnet waren.

Für die besten Ergebnisse sorgten insbesondere die Junioren-Doppelsitzer FlorianLöffler/Manuel Stiebing vom RRV Sonneberg-Schalkau bzw.RCIlmenau. Die Dritten im Gesamtweltcup sicherten sich bei den Saison-Höhepunkten, der Junioren-WM im norwegischen Lillehammer sowie der Junioren-EM im heimischen Oberhof, jeweils den Titel. Zwar werden beide auch in der Saison 2015/16 noch im Junioren-Bereich starten. Dennoch ist die beeindruckende Entwicklung des Duos auch Norbert Loch, dem Chef-Bundestrainer der Elite, nicht entgangen.

Ähnlich positiv präsentierte sich Sebastian Bley vom Rodelteam Suhl. In seiner letzten Saison als Junior kam der 19-Jährige bei der WM zwar nicht über Rang fünf hinaus, bei der EM und im Gesamtweltcup blieb der Konkurrenz aber nur das Nachsehen. „Insgesamt bin ich mit der Saison zufrieden“, sagte Sebastian Bley, dem nur ein Wettkampf –ausgerechnet auf seiner Heimbahn –nachhängt. Während er sich im Einzel souverän den EM-Titel holte, patzte der Sportschüler im Team-Wettbewerb. Die favorisierte deutsche Staffel verpasste so mit Rang fünf den erhofften Titel. „Nach dem Wettkampf konnte ich über meinen Fehler eigentlich nur lachen, auch wenn es nicht zum Lachen war“, sagte Sebastian Bley rückblickend. „Ich hoffe nun, dass ich mich in der Trainingsgruppe von Norbert Hahn noch weiter verbessern kann. Ob ich nächste Saison bereits die Chance im Männer-Weltcup bekomme, steht natürlich noch in den Sternen. Aber das wäre schon ein großes Ziel für das kommende Jahr.“

Maximilian Jung (ebenfalls Rodelteam Suhl) blickte indes mit leichter Wehmut auf den zurückliegenden Winter. „Ich habe mir schon etwas mehr vorgenommen“, zeigte er sich selbstkritisch und ergänzte: „Meine Ergebnisse wurden erst am Ende der Saison besser. Unser Sport ist eben auch Kopfsache, das habe ich gelernt. Wenn man nicht mit einer gewissen Lockerheit startet, hat man kaum eine Chance.“ Das sind ehrliche und kritische Worte, die belegen, dass Erfolge in den Eisschlangen dieser Welt nicht allein eine Frage der Athletik und des Materials sind. „Wir haben die Chancen, mit Mentaltrainern zusammenzuarbeiten. Zuerst habe ich das hinterfragt, aber mittlerweile habe ich eine andere Meinung“, betonte Maximilian Jung.

Siege sind nicht alltäglich

Mit den Youngstern Svenja Oestreicher (RRVSonneberg/Schalkau), die bei ihren Starts in der zweiten Hälfte der Saison auf sich aufmerksam machte, Paul-Lukas Heider (RC Ilmenau), Max Langenhan (BRC 05 Friedrichroda) und dem A-Jugend-Doppel Hannes Orlamünder/Paul Gubitz (RRC Zella-Mehlis) verfügt der TSBV zudem über weitere Athleten auf Top-Niveau, durch die sich der Verband in seiner Nachwuchsarbeit bestätigt sieht. „Ein großer Dank gebührt den Trainern und den vielen Betreuern. Thüringen ist wirklich gut aufgestellt“, sagte Rolf Baumann, der allerdings darauf verwies, dass sich auf den Ergebnissen der laufenden Saison keineswegs ausgeruht werden darf.„Es ist immer ein gewisser Spagat, vor allem auch in finanzieller Hinsicht, um unseren Athleten gute Voraussetzungen bieten zu können. Ein Trainingslager, wie es vor der Saison in Lillehammer stattfand, ist nicht selbstverständlich, aber wir wollen an diesem Wegfesthalten.“ Angesichts der aktuellen und zurückliegenden Triumphe blickt der Verband zuversichtlich in die Zukunft. Dennoch sind derartige Erfolge –trotz der vorbildlichen Arbeit in den Vereinen und am Oberhofer Stützpunkt –nicht alltäglich. „Darum geht ein Dank an die Elternhäusern, die Mütter und Väter, die Omas und Opas und an die Geschwister. Ohne sie wäre vieles nicht möglich“, merkte Uwe Theisinger an.

Nach einer spannenden und erfolgreichen, aber auch aufreibenden Weltcup-Saison hat für den Thüringer Rennrodel-Nachwuchs nun wieder der Alltag begonnen. Dieser Alltag wird neben hartem Training insbesondere durch die schulische Ausbildung geprägt sein. „Während der Saison können wir uns gut auf unseren Sport konzentrieren. Trotzdem müssen wir uns auch um die schulischen Aufgaben kümmern. Das fällt nicht immer leicht, es gehört aber dazu“, berichtete Maximilian Jung. Hochleistungssport und Schule –das ist eine heftige Doppelbelastung für die regionalen Rennrodel-Talente. Allerdings müssen sie damit umgehen und stets den sogenannten inneren Schweinehund in Schach halten –denn die nächste Weltcup-Saison kommt bestimmt!

Thüringens beste Nachwuchsrennrodler (von links):Hannes Orlamünder, Paul Gubitz (beide Zella-Mehlis), Paul-Lukas Heider, Manuel Stiebing (beide Ilmenau), Svenja Oestreicher, Florian Löffler (beide Sonneberg) , Sebastian Bley, Maximilian Jung (beide Suhl) und der Friedrichrodaer Max Langenhan. Foto: Knoll

Freies Wort vom 27.02.2015